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Sicherheitsrisiko Telematik-Tarif?

Veröffentlicht in Tipps & Trends

Quelle: Meliha Sarper/ACEQuelle: Meliha Sarper/ACE

In den Softwarelösungen der Telematik-Tarif-Anbieter tauchen immer mehr Sicherheitslücken auf. Die Datenschutzbeauftragte für Schleswig-Holstein, Marit Hansen, warnt deshalb vor böswilligen Zugriffen auf Telematik-Systeme durch kriminelle Hacker.

Datenschutzbeauftragte sieht Situation kritisch

Seit Juli 2015 ist die Informatikerin Marit Hansen, parteilose Fachfrau und Expertin für Datensicherheit nun an der Spitze des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz. Marit Hansen ist dabei nicht nur die erste Frau in dieser Position beim ULD Schleswig-Holstein, sondern auch die erste Informatikerin in dem bislang ausschließlich mit Juristen besetztem Amt.

Marit Hansen sieht die Entwicklung auf dem Automobil-Sektor kritisch. Ein besonderes Augenmerk richtet Hansen dabei vor allem auf schnell produzierte, nicht professionell aufgebaute Systeme, die große Angriffsflächen für den Einsatz von Schadsoftware bieten und somit Hackern ein leichtes Spiel bescheren. Gegenüber der Auto Bild sagte Hansen dazu: "Autos sind jetzt schon rollende Computer“ und bezüglich der Telematik-Tarife zeigte sie sich besonders skeptisch: "Vielen Anbietern ist es vor allem wichtig, möglichst schnell auf dem Markt zu sein. Ich rate davon ab, das Fahrverhalten aufzuzeichnen und vor allem, es von Versicherungen auswerten zu lassen.“

Systeme sind von außen beeinflussbar

Wie angreifbar solche Systeme sind, zeigte sich bereits bei Geräten von Drittherstellern, den sogenannten GSM-Sticks, die von Versicherungen im Rahmen von Telematik-Tarifen ins Auto eingebaut werden. Bei diesen Sticks gelang es IT-Spezialisten in einem Testlauf, mit dem Smartphone über den GSM-Stick auf die Fahrfunktionen eines PKW zuzugreifen und das Fahrzeug abzubremsen. Dabei wurde das OnStar-Bordsystem von General Motors gehackt und der Fahrer hatte somit keine Möglichkeit mehr, auf das Geschehen Einfluss zu nehmen. Die Schwachstelle des Systems liegt in diesem Fall nicht im Fahrzeug selbst, sondern im GSM-Stick - ähnliche Angriffe sind prinzipiell also auch auf Fahrzeuge anderer Fabrikate möglich.

Dabei liegt das Problem oftmals bei den miteinander verbundenen Regelkreisen. Durch die Anbindung von Infotainment- und Fahrassistenz- Systemen an das Internet ist es für geübte Hacker möglich, von außen auf das Fahrzeug zuzugreifen. Auch wenn bereits Firmen wie Fiat-Chrysler eine Rückrufaktion für 1,4 Millionen Fahrzeuge starteten und gleichzeitig Software-Updates auf einem USB-Stick verschickten, sind viele Systeme noch nicht hackerresistent…

Auch teure Modelle müssen bei der Sicherheit Federn lassen

Auch zukunftsweisende Fahrzeuge wie das Modell S von Tesla wurden getestet: Die Experten Keffin Mahaffey und Marc Rogers verbanden ihren Laptop mit dem Touchscreen des Modell S und konnten so leicht auf die Systeme des Fahrzeugs zugreifen. Tesla reagierte prompt und beseitigte die Schwachstelle mittels eines Software-Updates.

Ähnlich fiel das Ergebnis des Sicherheitscheck bei einer Chevrolet Corvette aus: Auch sie konnte gehackt werden. Über die Telematik-Box, die an das Onboard-Diagnose-System (OBD2) angeschlossenen ist, konnte man direkt auf das Fahrzeug zugreifen. Natürlich sind - zusätzlich zu den fahrtechnischen Risiken - auch die fahrerrelevanten Daten in dem Moment ungeschützt und kriminelle Hacker könnten sie zum Ausspionieren einzelner Personen und ihrer Gewohnheiten nutzen. 

Auch viele deutsche Fahrzeuge sind mittlerweile mit Telematik-Systemen ausgestattet. Inwiefern hier vorhandene Sicherheitssysteme greifen, bleibt abzuwarten. Wichtig wären, unserer Meinung nach, Industrie-Standards für Sicherheits- und Software-Lösungen im Telematik- sowie Fahrassistenz-Bereich. Denn die Gefahr für Leib und Leben durch gehackte Fahrzeuge ist ungleich größer als durch ein virenverseuchtes E-Mail Postfach und selbst in diesen privaten Bereichen gibt es bis dato keine hundertprozentige Sicherheit.

Fazit

Die Industrie muss sich mehr Zeit nehmen, sichere IT-Lösungen für ihre Neuwagen zu entwickeln. Auch wenn der Produktionsdruck mit immer mehr neuen Modellen ständig steigt, so liegt die Verantwortung für die Sicherheit der Insassen bei den Autoherstellern. Hier würden sicherlich vereinheitlichte Prüfverfahren sowie strenge Datensicherheits-Vorgaben Sinn machen, denn letztendlich sind wir alle durch einen kriminellen äußeren Zugriff auf unsere Daten und unser Fahrzeug bedroht. Und da gilt es, gerade vonseiten der Hersteller, den Standard auch im Hinblick auf noch kommende Autofahrer-Generationen, kräftig zu erhöhen. Telematik-Systeme müssen Update- fähig werden und genau wie unser heimischer Laptop mit den größtmöglichen Sicherheitsbarrieren ausgestattet sein. Denn nur so kann die Sicherheit der Autofahrer gewährleistet und kriminellen Hackern ein Riegel vorgeschoben werden.

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