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Arzt an Bord: Autositze messen Herzschlag

Veröffentlicht in Sicherheit

Quelle: BMWQuelle: BMW

Müdigkeit und nachlassende Konzentration sind Risikofaktoren im Straßenverkehr. Was liegt also für die Forscher näher, als die Vitalfunktionen der Autofahrer näher unter die Lupe zu nehmen? Ein erster Schritt sollen dabei EKG-Sensoren in Autositzen sein. Wir zeigen auf, wie der Forschungsstand auf dem Gebiet ist und welche Projekte aktuell laufen.

Foto: INSITEX, Quelle: INSITEX

Sensoren im Autositz

Ein Viertel aller Verkehrsunfälle werden von erschöpften und unaufmerksamen Autofahrern verursacht. Deshalb gehört es auch mittlerweile für viele Autohersteller zum guten Ton, ihre Fahrzeuge mit Sicherheitssystemen auszustatten, die den Zustand des Fahrers überwachen.
Übermüdung am Steuer lässt sich jedoch nicht nur durch ein Überwachungssystem der Augen erkennen, auch die Analyse des Herzschlags kann Auskunft über den aktuellen Zustand des Fahrers abgeben.  Bislang war das Zukunftsmusik, doch jetzt ist die Sensorentechnik soweit fortgeschritten, dass sie auch durch Kleidung und Bezugstoff die Herztätigkeit des Fahrers überwachen kann.
Gerade zu Zeiten des demographischen Wandels ist es wichtig, auch ältere Verkehrsteilnehmer durch ergänzende Sicherheitssysteme zu schützen.
EKG-Sensoren, die direkt in den Stoff von Autositzen integriert werden, sind ein Forschungsprojekt der britischen Nottingham Trent University. Diese, in Zusammenarbeit mit dem Sensor-Hersteller Plessey entwickelten Sensoren, sollen den Herzschlag prüfen und daraus Rückschlüsse auf den Zustand des Fahrers ziehen.  Sollte der Fahrer z.B. in einen Sekundenschlaf fallen, werden Alarmfunktionen ausgelöst und er wird aufgefordert, sofort anzuhalten.
Sollte der Fahrer nicht erwachen, dann werden die Fahrfunktionen des Autos vom Spurhaltassistenten, Abstandsradar und Tempomaten übernommen, abgebremst und sicher am Fahrbahnrand abgestellt. Die Informationen könnten dann z.B. per eCall (emergency call/automatischer Notruf) auch für eine sofortige Nothilfe an eine Zentrale übermittelt werden, die den Rettungswagen an den Standort des Wagens schickt.
Das Forschungs-Projekt wird übrigens von der britischen Regierung unterstützt.  

Quelle: INSITEX

Sicherheit durch Pulsmessung

Viele Autohersteller beschäftigen sich aktuell mit der Messung von körperbezogenen Parametern. Ein Vorreiter in der Branche ist sicherlich Ford, die mit dem „Heart Rate Monitoring Seat”, einem in die Rückenlehne integrierten System aus Sitzelektroden Informationen über den Fahrerzustand sammeln und auswerten wollen.
Sechs Sensoren erfassen dabei kontaktlos die Herzfrequenz. Dazu sind kapazitive Sitzelektroden in der Rückenlehne integriert. Sollten erste Anzeichen von Herzrhythmusstörungen beim Fahrer auftreten, wird ein Notruf abgesetzt und die Daten inklusive Standortbestimmung könnten direkt zum Rettungsdienst weitergeleitet werden.
Für einen Test bauten die Ingenieure das System in einen Ford S-Max ein und ließen 60 Probanden im Fahrersitz durch das System überwachen, ausgewählte Autofahrer fuhren anschließend ergänzende Testfahrten. Bei 95 Prozent aller Testpersonen wurden durch die Kleidung hindurch zuverlässige EKG-Werte abgelesen. Bei einem herzkranken Autofahrer zeigte das System sogar dauerhafte Herzrhythmusstörungen an.
Zukünftig sollen mit dem System auch Symptome wie Kammerflimmern, ein drohender Infarkt oder vorausgegangene Infarkte zuverlässig erfasst werden.
Vereinzelt gab es bei der Datenerfassung Einbußen durch Kleidung mit einem hohen Anteil an Polyester, Seide oder Mischgewebe. Bei dem Produkt gibt es also noch Entwicklungsbedarf, allerdings kann der Markt bereits in ca. vier Jahren mit zuverlässigen Sensoren beliefert werden.

Quelle: BMW Vom Nothaltesysteme für Senioren bis zum EKG

BMW entwickelte schon vor geraumer Zeit einen Nothalte-Assistenten, der das Auto sicher zum Fahrbahnrand hin abbremst. Das System „Smart-Senior - Intelligente Dienste und Dienstleistungen für Senioren“ sollte dabei, ähnlich wie bei Ford, bei Ausfällen des Fahrers in das Fahrgeschehen eingreifen.  
Daimler geht da schon ein wenig weiter und denkt über einen „Arzt an Bord“ nach.
Mit der Beteiligung am Forschungsprojekt „Insitex“ forscht man über eine Implementierung von Messeinrichtungen zur Gewinnung von Vitaldaten. Wie bei den Mitbewerbern  werden auch bei diesem Projekt Sensoren in die Textilien der Sitze integriert. Diese erfassen dann Biosignale wie EKG, Atmungsdaten, Hauttemperatur- oder Leitfähigkeit.
Ergänzend könnten auch Daten über Sensoren im Lenkrad erhoben werden und Herzfrequenz etc. gemessen werden. Auch der Türgriff soll in Zukunft zur Erfassung von Daten benutzt werden. Bei Berührung des Griffes soll so ein EKG angefertigt werden.

Fazit

Sicherlich macht es Sinn, die Sicherheitseinrichtungen im Auto zu erweitern und zu perfektionieren. Auch Sensoren, die Herztätigkeit und Pupillenbewegungen registrieren, können den Fahrer auf gesundheitliche Probleme oder eine eingeschränkte Fahrtüchtigkeit hinweisen.  Gerade für Senioren mit Herzproblemen kann das ein nützliches Sicherheitsmodul sein, das im Gefahrenfall in das Fahrgeschehen eingreift. Man sollte bloß sehr genau hinsehen, wer die Daten erfasst und zu welchen Zwecken sie weiterverarbeitet werden. Hier entstehen ganz neue Felder für Datenmissbrauch und der Klassifizierung von Autofahrern in spezifische Gruppen. Und bei einer noch weiterreichenden Selektierung der Versicherungsnehmer wird es eng mit dem eigentlich geltendem Solidaritätsprinzip der Versicherungen.

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Fotos in diesem Artikel:
Quelle: INSITEX; BMW

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