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LKW-Auffahrunfälle: Tödliche Gefahr am Stauende

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Quelle: AUTOFAHRERSEITE.EUQuelle: AUTOFAHRERSEITE.EU

Etwa vier Mal pro Tag passiert auf deutschen Autobahnen ein LKW-Unfall, rund jeder Dritte davon findet an einem Stauende statt. Besonders erschreckend ist daran, dass diese Unfälle für 80% der Verkehrstoten bei LKW-Unfällen auf Autobahnen verantwortlich sind. Und das obwohl Notbremsassistenten, die diese Unfälle wirksam verhindern könnten, seit Jahren zur Verfügung stehen.

Laut dem Statistischen Bundesamt gab es 2019 auf der Autobahn deutschlandweit 1.562 Lkw-Unfälle. Mindestens 454 dieser Unfälle mit 45 Toten sind an Stauenden passiert, schätzt der Journalist Jan Bergrath im NDR. Gleicht man diese Zahlen mit den offiziellen Unfallzahlen ab, bedeutet das: Etwa 30% aller Lkw-Unfälle auf der Autobahn passieren am Stauende, sie sind für mehr als 80% der 56 Verkehrstoten bei Unfällen unter Beteiligung von Lkw verantwortlich.

Diese Zahlen machen betroffen. Wenn man allerdings weiß, dass bereits seit 10 bis 15 Jahren technische Hilfsmittel existieren, die diese Unfälle verhindern könnten, machen sie wütend.

Die Technik wäre eigentlich verfügbar

Notbremsassistenten für schwere Nutzfahrzeuge wurden auf der IAA 2006 erstmals vorgestellt und seitdem stetig weiterentwickelt. Mittlerweile ist die Technik flächendeckend verfügbar und seit 2015 sogar bei neuen Lkw Pflicht. Diese Pflicht ist allerdings eine Mogelpackung. Denn die gesetzliche Vorgabe, die zuletzt 2018 aktualisiert wurde, besagt, dass der Notbremsassistent den Lkw vor einem Hindernis nur von 80 km/h auf 60 km/h abbremsen muss. Fünf der großen Lkw-Marken haben Systeme im Angebot, die bei optimalen Bedingungen vor einem Stauende bis zum Stillstand abbremsen sollen. Diese sind jedoch nicht vorgeschrieben und kosten daher in den meisten Fällen einen Aufpreis, den sich viele (Billig-) Spediteure sparen.

Hinzu kommt, dass der Eingriff des Notbremsassistenten vom Fahrer überstimmt werden kann. Unterbricht der Fahrer so die Notbremsung und leitet selbst keine erneute Bremsung ein, rast der Lkw dann nahezu ungebremst in das Hindernis. Eine Reflexhandlung kann daher nach Aktivierung des Bremsassistenten tödlich sein.

Gesetzgebung und Kontrollen hinken hinterher

Verschärft wird die Unfallgefahr nicht nur am Stauende durch die Arbeitsbedingungen vieler Lkw-Fahrer. In der Transportbranche herrschen extremer Preis- und Zeitdruck. Dass sich dementsprechend endlos viele Schlupflöcher finden lassen, um die Arbeitszeiten zu überschreiten und die Löhne zu drücken, liegt auf der Hand. Die Folgen müssen die Fahrer ausbaden.

Beispielsweise weil die Be- und Entladung des Lasters nicht zur Fahrzeit gerechnet wird. Inklusive Wartezeiten kommen die Fahrer so auf Schichtzeiten von 15 Stunden und mehr am Tag. Unfälle durch Ablenkung, Fahrfehler und Fehlbedienungen sind die Folge.

Helfen könnten mehr Kontrollen, mit denen zumindest die Methoden außerhalb der gesetzlichen Vorschriften unterbunden werden könnten. Daran, dass das Bundesamt für Güterverkehr (BAG), dem die Polizei diese Kontrollen mittlerweile fast vollständig überlässt, dafür genügend Personal hat, haben Fahrer und Fachpresse jedoch offenbar ihre Zweifel.

Fazit

Es besteht dringender Handlungsbedarf! Klar ist, dass im Interesse der Sicherheit und des Arbeitsschutzes dringend etwas am europäischen Transportwesen geschehen muss. Geht man von einem normalen Flottenaustausch aus, wird die aktuelle Generation von Notbremsassistenten mit ihren beschriebenen Problemen erst ab 2025 flächendeckend im Einsatz sein. Zugleich nimmt der Güterverkehr auf der Straße immer weiter zu. Aus unserer Sicht ist hier der Gesetzgeber gefragt, strengere Vorschriften zu Fahrerassistenzsystemen für Lkw zu entwickeln und die Verbreitung und Weiterentwicklung belastbarer Systeme zu unterstützen. Hinzu kommt, dass die Fahrer regelmäßige Trainings zu den aktuellen Systemen erhalten müssen. So lassen sich reflexhafte Deaktivierungen der Notbremse durch den Fahrer besser vermeiden.

Doch auch arbeitsrechtlich gilt es eine Fülle an Problemen in Angriff zu nehmen. Denn das System des Sozialdumpings auf europäischen Straßen hat einen großen Anteil an den steigenden Unfallzahlen. Im Interesse aller Verkehrsteilnehmer bleibt zu hoffen, dass Fahrerverbände und Gewerkschaften diesbezüglich in Berlin und Brüssel künftig etwas erreichen können.

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